WETTBEWERB

Eine kompetente Fachjury hat die Neuinterpretationen im Laufe des Sommers unter die Lupe genommen, darunter die Architektin Jasmin Grego, Max Bills Sohn Jakob Bill, Direktor des Museum für Gestaltung Zürich Christian Brändle, wohnbedarf Verwaltungsrat Barbara Messmer sowie Stephan Primus von der SfG Basel, und die gelungensten Entwürfe bestimmt. Die Projekte wurden anhand folgender Fragestellungen beurteilt:
1. Wie ist der Bezug zum Thema Wohnen oder Max Bill sichtbar und inwiefern ist dieser nachvollziehbar?
2. Entspricht die gestalterische und handwerkliche Umsetzung dem gewählten thematischen Schwerpunkt?

AUSSTELLUNG & VOTING

Alle Exemplare werden vom 17. August bis zum 21. September 2021 im wohnbedarf an der Talstrasse Zürich dem Publikum präsentiert. Dieses ist ebenfalls dazu aufgerufen online Ihre Favoriten zu bestimmen. Ganz einfach, bewerten Sie die Fotos mit Sternen (0 – 5, 5 = sehr gut gelungen).

Als Ergebnis der Jury in Kombination mit dem Publikumsvoting werden am 22. September 2021 fünf Sieger-Objekte im Rahmen der offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten vorgestellt. Unter allen Teilnehmer:innen des Votings werden drei Exemplare des original Ulmer Hockers verlost und am 25. September die Gewinner:innen hier bekanntgegeben.

„TRANSFORMATION – DINGE UND GEGEBENHEITEN NEU DENKEN“, DIE AUFGABE

„Für jede Designstudentin und jeden Designstudenten ist der Ulmer Hocker von Max Bill ein Paradebeispiel, an dem sie so wahnsinnig viel lernen können – über Flexibilität, Konstruktion, das Material Holz, Nachhaltigkeit und natürlich Designgeschichte“, beschreibt Stephan Primus von der Schule für Gestaltung Basel den Protagonisten seines aktuellen Projektes. Die Ergebnisse sind kreativ und vielseitig wie die Wohneinrichtungen bei wohnbedarf oder das Werk Max Bill’s.

Ziel der Aktion war es, dass die Schüler:innen aus dem Ulmer Hocker individuelle Objekte und eigenständige Statements entwickeln, deren Bedeutung und Beziehung in Verbindung mit dem Thema „Wohnen“ oder der Person „Max Bill“ stehen. „Seit nunmehr 90 Jahren steht wohnbedarf für Wohnmöbel und -umgebungen. Gleichzeitig ist unsere Geschichte eng mit der Persönlichkeit und dem Schaffen von Max Bill verknüpft. So kam es, dass wir diese beiden Ansätze den Schülerinnen und Schülern als Anknüpfungspunkte zur Verfügung stellen wollten“, kommentiert Barbara Messmer, Verwaltungsrat wohnbedarf. Im Vordergrund soll dabei nicht die Funktion als Sitzmöbel stehen, sondern die Vermittlung eines zielgerichteten, kreativen und interdisziplinären Designprozesses. „Die Auseinandersetzung mit gestalterischen Fragestellungen zu den Themen Wohnen und Max Bill ist eng damit verknüpft, welche Werte und Inhalte die Schüler:innen vermitteln möchten. In diesem Sinne erzählen die entstandenen Objekte ganz individuelle Geschichten“, ergänzt Primus.

Untenstehend finden sich detaillierte Informationen zu den einzelnen Projekten.

Der Ulmer Hocker und Max Bill’s Farbserigraphien – eine Symbiose.
Referenz: Farbserigraphien, Max Bill

«Multifunktionalität» in der, auf die Spitze getriebenen «Simplizität». Das eine schliesst das andere nicht aus, zeigt uns der Ulmer Hocker von Max Bill. Drei hölzerne Bretter und eine Holzstange, welche diese verbindet, werden zum Hocker, Rednerpult, Beistelltisch, einer tragbaren Transportmöglichkeit oder mehrere aufeinander gestapelt sogar zum Regal. Für mich erschloss sich die Fragestellung, wie der Hocker zu einem aussagekräftigen «Statement-Piece» wird ohne seine praktischen und multifunktionellen Eigenschaften sowie auch den Bezug zu Max Bill zu verlieren. Inspiriert von einer Recherche über Wohnungen mit verschiebbaren Wänden und Räumen und der Umsetzung, einer davon inspirierten Modellskizze, resultierte folgendes: Schneidet man alle drei Flächen und die Stange einmal in der Diagonale, ergeben sich sechs dreieckige Flächen, welche der Schnittkante entlang verschoben werden können. Somit ist es möglich in Höhe, Breite und Tiefe des Hockers zu variieren. Um die verschobenen Flächen, die daraus entstandenen Formen, sowie den Bezug zu «Max Bill» und «Wohnen» zu verdeutlichen, wurden diese mit Farben, entnommen aus einer Serie von Max Bill’s Farbserigraphien, bespielt. Präzision und Klarheit von Linien, Kanten, Ecken sollen dem Geist seines genauen Arbeitens gerecht werden. Möglichst kleine Eingriffe in Form und Funktion, sollen die Schlichtheit des Stuhls, wie auch seine Multifunktionalität wiederspiegeln, erhalten und erweitern. Eine wichtige Rolle in seinen Farbserigraphien spielt der Weissraum, welchen man bei meiner dreidimensionalen Umsetzung auf den Innenflächen findet. Durch die Konstruktion der verschiebbaren Flächen und der Farbgebung nach Max Bill, setze ich seine Farbserigraphien in den Raum und verschmelze diese mit dem Ulmer Hocker. Die Metamorphose von seinen zweidimensionalen Arbeiten in die Dreidimensionalität, ergeben ein symbiotisches Zusammenspiel aus seiner Farben- und Formensprache.

Aline Heuser

Ulmer Scooter Referenz: Bosozoku Style Mobil, Ressourcenbewusst, Personalisierbar.

Der Ulmer Hocker ist eng mit diesen drei Begriffen verbunden. Die Mobilität stammt davon, dass man den Hocker aufgrund seiner praktischen Form ohne weiteres mitnehmen und sich im Handumdrehen neu installieren kann. Ressourcenbewusst, da er in seinen Anfängen an der HfG Ulm aus leicht erhältlichen Materialien hergestellt wurde; nämlich Drei Holzbrettern und einem Besenstiel. Seine Personalisierbarkeit zeigt sich durch seine Multifunktionalität und den schlichten Oberflächen, die zur Eigengestaltung einladen, zumal er auch in vielen bunten Farben und Variationen erhältlich ist. Während der Ulmer Hocker diese drei Philosophien auf eine zurückhaltende, ungeschmückte Art verkörpert, wollte ich für mein Projekt sehen, was passiert, wenn man den Hocker mit einem Stil vereint, der diese Philosophien auf alles andere als schüchterne Weise zeigt. Im Bosozoku-Stil des Autotunings werden relativ unspektakuläre Fahrzeuge durch Einsatz von alltäglichen Materialien und losen Autoteilen in extravagante Maschinen verwandelt. Dabei scheint einzig zu gelten: Je übertriebener desto besser. Durch Erweiterungen am Chassis gleiten die Fahrzeuge eine Haarbreite über dem Boden, aus losen Rohren wird ein meterlanger Auspuff und natürlich darf ein Spoiler, der kaum in einen Tunnel passt, nicht fehlen. Doch auch hier steht Mobilität, Ressourcenbewusstheit und Personalisierbarkeit im Fokus, jedoch in einem Kontext der von dem des Ulmer Hockers nicht weiter entfernt sein könnte. Die Spannung, die durch das Balancieren dieser beiden Extremen entsteht, empfand ich als humoristisch und sonderbar. Mit vier Rädern und einem DIY-Spoiler, der an die Unterseite der Sitzfläche montiert wurde, verlieh ich dem Hocker einen schnittigen Look, der an Bosozoku-Fahrzeuge erinnern soll. Dann ist auch der Paintjob eines der wichtigsten Elemente im Autotuning. Ich entschied mich für ein klassisches Hot-Rod Design, mit züngelnden Flammen auf einem dunklen Hintergrund. Um die Verbindung mit Max Bill herzustellen, habe ich mich von einigen seiner Werke inspirieren lassen und die Flammen als Anlehnung an seinen Stil mit simplen geometrischen Formen, die zusammen ein dynamisches Bild ergeben, abstrahiert.

Adrian Stohler

Sitzlandschaften
Referenz: Wohnlandschaft, Verner Panton 1965 – 1966

Die Verwandlung zweier Hocker zu einer Sitzlandschaft, wo es sich gemeinsam sitzen lässt und wo durch Multifunktionalität verschiedenste Sitzformen möglich werden. Die verschiedenen Materialien bilden einen Kontrast zwischen hart und weich; zwischen Simplizität und Überfluss. Inspiriert von verschiedensten weichen Sitzmöglichkeiten, wie Pantons Sitzlandschaften, Sesseln, Sitzkissen, gepolsterten Stühlen, interessierte uns das Thema Polsterung, als eine Form von überflüssigem und zusätzlichem Komfort. Anfängliche Zielsetzung war es, den Ulmer Hocker mit möglichst organischen und wilden Formen einzukleiden, um damit auf den totalen Ursprung des Hockers zurückzugehen: auf die Bäume, welche Geberinnen des Materials des Ulmer Hockers darstellen. Schliesslich interessierte uns aber mehr die abstrakte Umhüllung des Hockers anhand eines weichen Materials (Schaumstoff), mit dem Ziel, eine praktische, vielseitige und bequeme Sitzgelegenheit zu schaffen. Während der Erarbeitung war es stets eine Herausforderung, anhand weniger Vorkenntnisse eine «Polsterung» zu gestalten. Im Fokus stand unteranderem die Nachhaltigkeit in Bezug auf die Materialwahl. So haben wir Stoff aus zweiter Hand, sowie den Schaumstoff aus einer alten Matratze verwendet. Das entstandene Sitzobjekt beinhaltet mehrere Aspekte, die an das Thema Wohnen sowie an Max Bill angelehnt sind. Die wichtigsten Merkmale sind die Multifunktionalität, ein abstraktes Design, sowie das weiche Material. Entstanden sind fünf Einzelteile, die sich auf verschiedene Arten arrangieren lassen und das Objekt in seiner Funktion verändern. Der eckige Ulmer Hocker, den wir in seiner originalen Fassung beibehielten, steht im Kontrast mit seiner weichen Ummantelung und wurde Teil einer
Sitzlandschaft.

Jeker Alva
Collenberg Jael

Ulmer Beistelltisch
Referenz: „Schönheit aus Funktion und als Funktion“ 

Funktionalismus, Reduktion, Einfachheit und Ästhetik im Design – Ansprüche, die Max Bill in seinen Designklassikern verfolgte und mir zur Inspiration dienen. Das Projekt „Ulmer Beistelltisch“ soll dieses Design und diesen Anspruch widerspiegeln. Die Multifunktionalität des Ulmer Hockers soll auf den Beistelltisch übertragen werden und den Hocker von Max Bill erweitern können. Dabei entsteht ein reduziertes Design, welches sich in eine moderne als auch antike Einrichtung gut integrieren lässt. Ob das Möbel mit weiteren Ulmer Hockern in einer Sitzgruppe platziert wird, neben einer Sofalandschaft oder als einzelnes Dekorationsmöbel verwendet wird, bleibt offen. Wichtig ist mir, dass der Beistelltisch durch seine Funktionalität verschiedene Variationen erlaubt.  „Schönheit aus Funktion und als Funktion“ (Zitat von Max Bill) Dieses Zitat beschreibt die Umsetzung des Projekts „Ulmer Beistelltisch“. Es soll einen ästhetischen Anspruch aufzeigen und das moderne Design mit Langlebigkeit verbinden, wozu sich Holz eignet. Durch die Materialität entsteht Nachhaltigkeit und zusätzlich wird damit eine Verbindung zur Natur geschaffen. Wohnen bedeutet auch Wohlfühlen, was durch die Holzoptik erreicht wird. Das Möbel steht im Einklang mit der Umgebung. Damit erschaffe ich in meiner Umsetzung einen Bezug zum Thema „Wohnen“. Mit dem reduzierten Design, der Funktionalität und der Sichtbarkeit des ursprünglichen Ulmer Hockers beziehe ich mich auf den ikonischen Architekten und Designer Max Bill.

Katrin Heckendorn

Interaktion Ulm
Referenz: «Vier sich durchdringende Farben» Max Bill, 1994 Berlin

Das Ziel dieses Projektes war es, den Ulm Hocker zu einem Symbol der menschlichen Interaktion zu transformieren. Aus einem Möbelstück, welches als Sitzmöglichkeit für eine Person gedacht ist, wurde ein neuer sozialer Aspekt entdeckt. Dabei soll der Ulm Hocker nicht seine Identität verlieren, also drei Holzbretter und ein Stab. Der Ulm Hocker wurde von Max Bill an einer Kunstschule entwickelt. Unteranderem wegen Mangel an Materialkosten und aus praktischen Gründen, entstand die reduzierte Erscheinung des Ulm Hockers. In der Ausbildung als angehende Kunstschaffende* er ist der Austausch in Form eines Gespräches, von Visionen, Kunst und dem aktuellen Weltbild, ein grosser Teil eines  persönlichen gestalterischen Prozesses. Das war damals so und bis heute auch noch. Das bedeutet, der Hocker wurde nicht nur als Möbel zum Malen, Zeichnen etc. genutzt, sondern für den Austausch. Das Projekt fand Inspiration in der Sitzbank. Daraus entwickelte sich der Entwurf des in zwei geteilten Ulm Hockers und der Stange, welche die Teile verbindet. Durch die Teilung entsteht ein Zwischenraum der symbolisch zur Interaktion einlädt. Durch die Stange bleibt die Skulptur der Ursprungs Form des Hockers treu. Um das Thema Max Bill in der Skulptur aufzugreifen, wurden die Seiten mit den Farben des Bildes; «Vier durchdringende Farben » (1994 Berlin), versehen. Die Grundfarben und das Schwarz, wirken passend, zur Einfachheit des Ulm Hockers. Ebenfalls wurde eine Toninstallation zur Skulptur ergänzt, und vervollständigt so das Kunstwerk. Die Tonaufnahme von einem Interviewer und Max Bill aus einem SRF Beitrag (14.12.1983 Karussell) anlässlich seines 75. Geburtstage, übermittelt diverse Informationen über seine Werke, Sichtweisen und seiner Person. Es ist ein lockeres Gespräch zwischen zwei Personen, weshalb es sich gut in die Symbolik der Skulptur einfügt. Mit dem Projekt soll dem Betrachter*in gezeigt werden, dass der Ulm Hocker nicht nur praktisch zum Arbeiten dient, sondern auch in seinem Dasein ein wichtiger sozialer Aspekt ermöglicht.

Töngi Livia

Home of the deceased – Der Sophie Taeuber Arp Schrein
Referenz: Sophie Taeuber Arp/Max Bill

Sophie Henriette Gertrud Taeuber wurde am 19. Januar 1889 in Davos Geboren. Was sie besonders auszeichnete war ihre Interdisziplinarität. Ferner war sie bekannt für ihre führende Rolle im Dadaismus. Da ich mich nicht mit den männlichen Figuren Rund um das Bauhaus und Max Bill befassen wollte war Sophie Taeuber Arp die perfekte Protagonistin für mein Projekt. Meine Ideenfindung in diesem Projekt war persönlich beeinflusst und hat damit zu tun, wie ich selber Wohne. In jedem Zimmer welches ich bewohnt habe, hatte ich stehst einen Altar, eine Art Gedenkstätte für Verstorbene nahe Verwandte und weite Vorfahren ohne deren Existenz meine nicht möglich gewesen wäre. An meinem Altar bedanke ich mich in guten Zeiten, frage nach Rat in schlechten Zeiten und würdige an jedem Tag. Eine weitere Inspirationsquelle war ein Besuch der Sophie Taeuber Arp Ausstellung, im Kunstmuseum in Basel. In Ihrer bemerkenswerten Biographie las ich, dass Arp am 13. Januar 1943 in Zürich im Haus von Max Bill der ihr und ihrem Gatten, Jean Arp, Unterschlupf bot verstarb. So kam mir die Idee aus Max Bills Ulmer Hocker eine Gedenkstätte für die Verstorbene Kunst Pionierin zu gestalten. Ich habe mich dazu entschieden, eine asymmetrische, Triptychon ähnliche Rückwand am Hocker zu befestigen und diese mit Mustern von Taeuber Arps Glasperlenstickerei zu bemalen. Um der Farbenpracht des Altars nicht in die Quere zu kommen, habe ich mich für weiße Reliquien zur Ergänzung entscheiden. Das Endprodukt sind zum einen der Altar sowie zwei Kerzenhalter und ein Dada-Kopf aus Modelliermasse. Mir schien es als ob ich vielerlei Aspekte zusammengeführt hätte, da das Objekt mit Max Bill, mit einem persönlichen Thema wie aber auch mit dem Wohnen zu tun hat. Ein Altar gibt den Verstorbenen einen Platz in einem Heim und somit ein eigenes kleines Zuhause. Aus diesem Gedanke entstand dann der Titel meiner Arbeit „Home of the deceased“.

Lorena Ursula Schulthess

Ulm bei Nacht
Referenz: Phonosuper SK4/ Serigrafien von Max Bill

Die Farben der Serigrafie von Max Bill werden im RGB-Spektrum der LEDStreifen repliziert, die Dimensionen der Farben in der Länge dieser Streifen. Der Füllraum ist wie im Original: Schwarz. Die zur Schau gestellte Technik unter der Acrylglashaube, ist eine Anlehnung an den Phonosuper SK4 ,auch Schneewittchensarg, von Erwin und Artur Braun, welche beide selbst die Hochschule für Gestaltung Ulm besucht haben. Auf eine Darstellung mittels Anmalen wurde absichtlich verzichtet, da der Hocker in der Dunkelheit scheinen soll. Nur noch seine Silhouette wird durch die Farben der LED-Streifen im Dunkeln erkennbar sein. Technisch funktioniert dies folgend: Der Trafo wandelt den Strom aus der Steckdose in 24Volt um. An diesem hängt auch der Sensor für die Fernbedienung, die den Stromdurchfluss beeinflussen kann, sprich Farbmischung und Heiligkeit, sowie Rhythmus. Der Strom wird in einen vierköpfigen Adapter weitergeleitet. Dieser ist nochmals pro Kopf mit je einem Adapter verbunden, der den Strom in die anschliessenden LED-Streifen weiterleitet. Diese Adapter haben je die vier Kabel Schwarz für die äussere Stromführung und Rot, Grün, Blau für die Farben, sprich RGB. Das Grün entsteht durch das Durchschneiden des roten und blauen Kabels des Adapters, damit dieser nur noch Strom durch das grüne Kabel, für die grünen Lichtbirnen lässt. Das Selbe funktioniert mit Blau und Rot. Gelb entsteht durch die Mischung von Rot und Grün, also wird hier nur das blaue Kabel durchgetrennt, um Gelb zu replizieren. Indem nun Weiss mit der Fernbedienung eingestellt wird, welches durch die Mischung von Rot, Grün und Blau entstehen würde, strömt überall Strom durch, wo kein Kabel abgetrennt ist, damit alle Streifen gleichzeitig leuchten können. Und so strahlt mein Ulmer Hocker zur späten Stunde in den Farben der Serigrafie Max Bills.

Burger Nisch

Ulmer Sessel
Referenz: Lounge Chair

In diesem Projekt geht es um Kontraste und Dualität. Max Bills Ulmer ist ein schlichtes, simples und multifunktionales Möbelstück. Er besteht aus drei Holzplatten und einem Holzstab. Er dient als Hocker, Tisch, Ablage, Transportmittel und kann generell für vieles gebraucht werden. Das Design und auch Hocker allgemein, besitzen etwas Minimalistisches, etwas  Hartes. Sie besitzen keine Lehne für den Rücken oder für die Arme, nur eine Sitzfläche. Das stoische Wesen des Ulmer Hockers steht in gegenteiligem Kontrast zu einem gepolsterten Sessel. Wenn man an typische Lounge-Sessel denkt, könnte man die zwei Möbelstücke, auf einer gewissen Weise, als Gegenspieler sehen. Der Sessel steht hierbei für Komfort und Luxus und der Hocker für praktisches Nutzen und Minimalismus. Diese Gedanken und dieser Kontrast haben mich sehr interessiert und dazu inspiriert eine Fusion aus den jeweiligen Möbelstücken und deren Attribute zu machen. Es sollte dabei keine Transformation des Ulmer Hockers in einen Sessel sein, sondern vielmehr eine Art Kompromiss zwischen Hocker und Sessel darstellen. Dazu habe ich mich entschieden den Ulmer Hocker um eine Lehne zu erweitern. Die Lehne besteht aus drei Holzstäben, ähnlich dem Holzstab beim originalen Ulmer Hocker und einer Schaumstoffrolle. Es war mir wichtig der Designsprache des Ulmer Hockers treu zu bleiben und dessen runtergebrochenes, minimalistisches Design nicht mit einem prunkvollen lauten Zusatz zu stören. Die Lehne kann als Arm- oder Rückenlehne benutzt werden, je nach dem wie man auf dem Hocker sitzt. Der weisse Lackbezug auf meiner Modifizierung des Ulmer Hockers, soll nochmals auf visueller Ebene das Minimalistische hervorheben. Es hat nun keine sichtbare Holzstruktur mehr, sondern nur noch eine matte, neutrale Farbe, die sich passend zum grauen Polster anpasst. Mein Möbelstück fügt dem Ulmer Hocker eine Note Gemütlichkeit hinzu, ohne sich dabei allzu weit vom Original zu entfernen.

Vincent Reichenbach

Kreuzzargenhocker
Referenz: Kreuzzargenstuhl, Max Bill 1952

Der Kreuzzargenstuhl wurde 1952 von Max Bill entworfen und wird bis heute hergestellt. Er besteht aus einem kräftigen Rahmenwerk und dünnen Sitzflächen aus gebogenem Formsperrholz. Die Besonderheit des Rahmenwerks ist die namensgebende Kreuzzargenverbindung. Diese wurde von Max Bill speziell dafür entworfen. Für mein Projekt habe ich sowohl die zentralen Elemente des Ulmer Hockers als auch des Kreuzzargenstuhls angeschaut. Beim Ulmer Hocker sind dies Die drei Fichtenholz Bretter, welche die Sitzfläche und die Beine bilden und der Rundholzstab. Die zentralen Elemente des Kreuzzargenstuhls sind einerseits das Rahmenwerk mit der Kreuzzargenverbindung und andererseits die dünnen Sitzflächen. Bein meinem Projekt kombiniere ich die beiden Designs von Max Bill. Für die Umsetzung habe ich ausgehend vom Ulmer Hocker den Rundholzstab des Hockers durch die Kreuzzargenverbindung ersetzt und auch, wie beim Kreuzzargenstuhl, einen weiteren Kreuzzargen unter der Sitzfläche angebracht. Weiter habe ich die seitlichen Bretter des Ulmer Hockers so bearbeitet, dass der Hocker vier Beine, wie der Kreuzzargenstuhl, hat. Damit eine Trennung der Rahmenkonstruktion von der Sitzfläche, wie beim Kreuzzargenstuhl, ersichtlich ist habe ich erstere mit schwarzer Farbe bemalt. Bei der Wahl der Farbe habe ich mir verschiedene Farbvarianten des Kreuzzargenstuhls und des Ulmer Hockers angeschaut. Die Farbvariante, für welche ich mich bei meiner Umsetzung entschieden habe, spiegelt ausserdem auch die Klarheit von Max Bills Design wider.

Bälli Zino

An der Wand
Referenz: Shaker

Bei meinem Projekt greife ich das Thema des Wohnens auf kleinem Raum und der dem entsprechenden Notwendigkeit von platzsparenden Möbeln auf. Ich denke dieses Thema hat in unserer Zeit des verdichteten Wohnens und der stetig steigenden Mietpreisen eine grosse Relevanz. Den Gedanken den Design-Klassiker Ulmerhocker mit seinem sehr einfachen minimalistischen Stil und seinen verschiedenen Nutzmöglichkeiten, nun noch effizienter im Sinne von platzsparend zu machen, finde ich reizend und interessant. Ich habe mir dazu die Frage gestellt: “Wie kann ich ein Möbel platzsparender machen?” Da sehe ich grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Erstens die Nutzungsmöglichkeiten zu erweitern. Und zweitens die Möglichkeit zu schaffen das Volumen des Möbelstückes bei nicht Gebrauch zu verkleinern. Beim Ulmerhocher sehe ich vor allem Potenzial bei der zweiten Möglichkeit, da er schon unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten bietet. Nun geht es darum eine technische Lösung zu finden um das Volumen des Ulmerhockers verkleinern zu können und diese auch nach ästhetischen Ansprüchen zu gestalten. Ich habe mir ein Konzept überlegt, bei dem es darum gehen soll die Schlichtheit des Ulmerhockers beizubehalten und sie zu nutzen. Und zwar soll der Hocker zu einem Brett aufgeklappt und an einer Leiste an die Wand gehängt werden können. Wichtig war mir auch den Ulmerhocker nicht einfach irgendwo zu verstauen und verschwinden zu lassen, sondern er ihn immer noch präsent im Raum zu lassen. Bei meinem Konzept beziehe ich mich auf die religiöse Gruppierung der Shaker. Anhänger einer protestantische Freikirche in den USA, welche vor allem im 19. Jahrhundert Möbel hergestellt haben, welche die funktionalistisch orientierte Moderne in Archidektur und Design stark beeinflusst haben. Sie haben ihre Möbel an langen Leisten welche meist um den ganzen Raum gezogen wurden an die Wand gehängt, wenn sie den Raum anderweitig gebraucht haben. Ich habe deshalb bei meiner Umsetzung ebenfalls eine Leiste entworfen und ihr eine Überlänge gegeben um dies zu zitieren. Die Leiste ist im schlichten und kantigen Stiel des Ulmerhockers gehalten.

Felix Enz

Auf Rollen
Referenz: Gae Aulenti

Ich mache eine Fusion zwischen Max Bill (1908-1994) und Gae Aulenti (1927-2012). Gaetana, kurz Gae Aulenti, war eine italienische Architektin und Designerin. Sie leistete einen enormen Beitrag zum weltweiten Erfolg von italienischem Produktdesign. Ihre Designs sind innovativ und multifunktional. Ihr Glastisch namens «Tavolo con ruote» gewährt einen Blick ins Wohnzimmer, der meist verborgen bleibt. Er offenbart alles unter dem Tisch Liegende. Die Tischplatte ist durchsichtig. Die Rollen gross und industriell. Sie besuchte die Produktionsgebäude von Fontana Arte. Die Arbeiter, die mit simplen Wagen schwere Glasplatten transportierten, inspirierten sie. Dies brachte sie auf die Idee, den Glastisch zu designen. Sie wollte die industrielle Ästhetik durch die grossen schwarzen Rollen und Schrauben zeigen. Der Hocker wird zu einem Tisch auf Rollen. Ich möchte die Multifunktionalität des Hockers erweitern. Er soll im Bereich Wohnen flexibler verwendet werden können. Die Rollen machen den Hocker multifunktional, er kann schnell und einfach von Ort zu Ort geschoben werden. Das Wohnen wird somit einfacher und entspannter. Der Hocker kann als Hocker oder als Tisch verwendet werden. Für die Fusion ersetze ich die obere Holzplatte mit Glas. Die Platte wird hineingeleimt und nicht daraufgelegt. So bleibt der Ursprung des Ulmer Hockers erhalten. Den Hocker mache ich schwarz, da so die Verbindung mit den Rollen zu Gae Aulentis Glastisch sichtbar wird. Die Stange des Hockers habe ich bewusst beibehalten, da diese ein ausschlaggebendes Merkmal für den Ulmer Hocker ist.

Wagner Emma

Ulmer Hocker – Extended
Referenz:: ES – Regal von Konstantic Grcic

Mein Projekt erweitert die Funktion des Besenstiels, der im Ulmer Hocker selbst vorhanden ist. Mit Stangen, Brettern und Hocker ist es zum einen möglich ein Regal mit drei Ablageflächen zu konstruieren, zum anderen kann man zwei Ablageflächen zum Hocker dazu konstruieren. Diese Flächen kann man benutzen, um kurz etwas abzustellen, wenn man z.B. gerade am Essen ist und nicht alle Hände voll haben will. Zudem dient eine Filzmatte als ein komfortables „Sitzkissen“. Die Regalkonstruktion ist vom ES – Regal von Konstantin Grcic inspiriert. Seinen Namen hat es vom Satz „ES wackelt“. Das Regal ist in seiner unbenutzten Form sehr wackelig und instabil. Durch die verschiedenen Gegenstände, die darin verstaut  werden, wird es erst stabil. Das Projekt kann mit zusätzlichen Hockern erweitert werden. So ist es möglich mit den 4 Elementen (Hocker, Bretter, Stäbe und Filz) eine kleine individualisierte Wohnlandschaft zu bauen. Dabei ist der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Am Anfang meines Projektes hatte ich zuerst ein Zusammenstecksystem aus zwei Ulmer Hockern, Brettern und Metalldübeln geplant. In diesem Sinne hätte ich das Rio-Regalsystem als Vorbild meiner Arbeit genommen. Jedoch entschied ich mich dazu nur mit einem Hocker zu arbeiten und das System leicht abzuändern. Die Umsetzung erforderte höchste Konzentration und Genauigkeit, da ich die Löcher sorgfältig und genau am gemessenen Ort in die Bretter und den Hocker bohren musste. Es bestand auch die Sorge, dass die Stäbe, die ich schlussendlich mit roter Holzbeize angemalt habe, zu stark durch die flüssige Farbe aufgequollen wären. Jedoch verlief alles nach Plan und mein Regal-System funktioniert genauso, wie ich es mir vorgestellt habe.

Anna Gygli

Der Ulmer Hocker als Kinderstuhl
Referenz : Alexander Girard

Unsere Inspirationssuche fächert sich anfangs sehr breit. Doch schnell ist klar, dass wir unser Projekt denen widmen wollen, die beim Thema Wohnen oft vergessen werden; den Kindern. Die Werke von Ray und Charles Eames und Alexander Girard sind von Anfang an zentrale Inspirationsquellen. Die verspielten Muster von Girard reissen uns aber schlussendlich in ihren Bann. Alexander Girard (1907-1993, USA) ist ein bekannter und vielseitiger Designer. Ursprünglich Architekt, agiert er auch als Möbel-, Grafik-, Ausstellungs-  und Interior-Designer. Auch im Bereich des Textildesigns spielt er eine bedeutende Rolle. Eines von seinen Textilmustern trägt eine stark kindliche Note, welche wir in unser Projekt aufnehmen und ins Dreidimensionale weiterentwickeln. So verbinden wir Girards Schaffen mit dem Ulmer Hocker. Ziel unserer Umsetzung ist eben diese Verschmelzung vom klassischen Ulmer Hocker mit der kindlichen Leichtigkeit der Textilprints von Girard. So prägt diese Devise die Farbwelt und die Formensprache des Projekts. Gerade die räumlich umgesetzten Spielzeugelemente zeigen die Ideologie auf, Girards Ästhetik in die dreidimensionale Ebene zu übersetzen. Ausserdem reizt es uns, die Schlichtheit von Max Bill’s Stil auf ein Kindermöbel zu übertragen, da auch der Nachwuchs im realen Leben seinen Platz braucht. Unser Projekt erzählt die Geschichte des Kinderzimmers gepaart mit den Werken zweier Design-Ikonen.

Zbinden Iman
Köhli Marina

Bauhaus – Past, Present, Future

Referenz: Hannes Meyer, Bauhaus Dessau
Mit unserem Projekt wollten wir die drei bedeutsamsten Bauhausschulen Weimar, Dessau und Ulm repräsentieren. Das Ziel war eine Serie aus drei Hockern herzustellen und dabei Bezug auf die jeweilige Schule und ihren Dozenten zu nehmen. Dies erreichten wir, indem wir eine Lehne auf die Ulmer Hocker daraufgesetzt haben. Diese wurden von den Iconic-Stühlen der gewählten Schulen übernommen. «Volksbedarf statt Luxusbedarf!» lautete das Motto der Dessauer Bauhausschule unter Hannes Meyer. Hannes Meyer wird auch teilweise «der unbekannte Bauhausdirektor» genannt. Der Einfluss, den er auf seine Studenten hatte, stellt sich aber als viel grösser heraus, als man denken würde. Er hatte eine Neuausrichtung des Bauhauses im Sinn und widersprach mit seinen Idealen und politischen Ansichten den schon etablierten Namen der Schule. Während seines Direktoriums kam es zu einer Politisierung und Radikalisierung der Bauhausstudenten. Der Einfluss der Kommunisten wuchs. Weil er als Direktor diese Tendenzen nicht unterbinden konnte, setze sich Walter Gropius für die Entlassung Meyers ein. Obwohl er nur von 1928 bis 1930 die Schule geleitet hatte, wurde er zu einem der grössten Namen des Bauhauses. Zur Umsetzung habe ich den Klappstuhl von Hannes Meyer ausgesucht. Dieser Stuhl repräsentiert die damalige Einstellung der Schule am besten. Durch seine Funktionalität und Einfachheit passt er auch mit dem Konzept des Ulmer Hockers überein. Bei der Ausführung war es mir am wichtigsten die Sitzlehne des Stuhls so genau wie möglich nachzustellen und harmonisch mit dem Hocker zusammenzufügen.

Pelekhai Diana

Referenz: Marcel Breuer
Da wir eine 3-er Gruppe waren, wollten wir mit unseren Stühlen eine Geschichte Erzählen, sowohl visuell als auch inhaltlich. Unsere Stühle sollten die drei Bauhaus Schulen in Weimar, Dessau und Ulm repräsentieren. Gestalterisch waren wir von Stühlen ehemaliger Schüler und künftigen Dozenten der Schulen inspiriert. Wir wählten bekannte Stühle dieser Schüler, bauten die Rückenlehne nach und fügten sie dem Ulmer Hocker zu. Dadurch zeigen wir einerseits eine visuelle Repräsentation der jeweiligen Schule und des Designers, andererseits die Entwicklung vom der einfachen Form des Hockers zum Stuhl mit Rücken- und Armlehnen. Bei meinem Stuhl geht es um den Lattenstuhl ti 1 a von Marcel Breuer. Dieser zeichnet sich durch ein Gestell aus, welches aus unterschiedlich  langen Holzlatten besteht, welchen den gleichen Querschnitt haben. Der Blickfang ist jedoch die Rückenlehne und die Sitzfläche, welche auch dünnem, gespanntem Stoff bestehen. Das spezielle an diesem Stuhl ist, dass die Zusammensetzung nicht kaschiert, sondern hervorgehoben wird. Die einzelnen Holzlatten und wie sie zusammengesetzt worden sind sollen sichtbar sein. Dies erleichterte mir die Arbeit den Stuhl nachzubauen. Da durch diesen Stuhl sich die Möbelwerkstatt am Bauhaus Kleinserien der Möbel widmete, gibt es mehrere Farbvarianten in Kombination mit verschieden Stoffen. Ich entschied mich für die Version mit dunklem Holz und blauem Stoff, da es zeitlos wirkte und gut zu den anderen zwei Stühlen in unserem Projekt passte. Ausserdem sticht der blaue Stoff heraus und dient als Blickfang. Der Stuhl in dieser Version befindet sich momentan im Besitz der Klassik Stiftung Weimar. Meine Vorgehensweise war simple. Ich kaufte die Holzlatten, sägte sie und bohrte die Löcher. Diese fügte ich mit Holzdübel zusammen. Das Holz färbte ich mit Holzbeize. Ich hatte mühe Stoff im richtigen Blauton zu finden, jedoch fand ich eine alte Hose, welche ich zerschnitt und wieder zusammen nähte.

Arnis Mulaj

Referenz: Max Bill
Mit unserem Projekt wollten wir die drei bedeutsamsten Bauhausschulen Weimar, Dessau und Ulm repräsentieren. Das Ziel war eine Serie aus drei Hockern herzustellen und dabei Bezug auf die jeweilige Schule und ihren Dozenten zu nehmen. Dies erreichten wir, indem wir eine Lehne auf die Ulmer Hocker daraufgesetzt haben. Bei meinem Stuhl geht es um den Kreuzzargenstuhl von Max Bill. Obwohl der Kreuzzargenstuhl getreu dem Motto „form follows function“ nur aus den für die Konstruktion eines Stuhls wichtigsten Teilen besteht, lässt er Raum für Innovation: Die Kreuzzargenverbindung für die Stuhlbeine wurde von Max Bill explizit für dieses Produkt entworfen. Die Sitzfläche wird in der Mitte von gekreuzten Streben unterstützt, welche dem Stuhl grösstmöglichen statischen Halt geben. Der Entwurf für den original Kreuzzargenstuhl stammt aus dem Jahr 1952 und wird – seit 1999 als Reedition – bis heute produziert. Das Modell zeigt Bills Fähigkeiten als Produktgestalter. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, unter anderem «die gute form» des Schweizerischen Werkbunds in den Fünfzigerjahren. Die Beinkonstruktion mittels Kreuzzargenverbindung ist eine Erfindung von Bill. Diese unterstützt die Sitzfläche in der Mitte und gibt dem Stuhl grösstmögliche Stabilität. In formaler Hinsicht  akzentuiert der Kontrast zwischen der dünnen Sitzfläche und dem kräftigen Rahmenwerk den technischen Aufbau und lässt ihn kraftvoll und plastisch wirken. Und nicht zuletzt ist er ausgesprochen bequem.
(Quelle: wohnbedarf.ch/de/max-bill-kreuzzargenstuhl-buche-natur.html )

Bebing Angelica

Modulor
Referenz: Der Modulor Le Corbusier, 1942 bis 1955

Der Modulor (frz. Moduler für dt. Proportionsschema) ist ein vom Architekten und Maler Le Corbusier (1887–1965) in den Jahren 1942 bis 1955 entwickeltes Proportionssystem und stellt den bedeutendsten modernen Versuch dar, der Architektur eine am Mass des Menschen orientierte mathematische Ordnung zu geben. Er steht damit in der Tradition von Vitruv. Den Ulmer Hocker in seinem einzigartigen, unverkennbaren Design, inspiriert durch Max Bill und modernes Wohnen neu interpretiert, gestaltet und umgesetzt. Diese einfache Genialität, Klarheit und handwerkliche Umsetzung möchte ich beibehalten. Durch das Verändern der Verhältnisse, an Hand des Modulors von Le Corbusier entstehen neuen Möbeleinheiten die unverkennbar auf dem Konzept des Ulmer Hockers basieren. Die Vielseitigkeit des Hockers wollte ich beibehalten und suchte nach neuen Aufteilungen, Verhältnissen und Nutzungsmöglichkeiten. Nach der Suche in viele Richtungen, beschränkte ich mich wieder auf das Essenzielle: „In der Schlichtheit liegt die Kraft“. Da ich die neuen Möbeleinheiten in ihrem Konzept nicht verändere, sondern Varianten des Hockers gestalte, bleibt der Bezug zum Erfinder „Max Bill“ und auch zum Thema „Wohnen“ erhalten.

Pfaehler Violetta 

Abstraktion und Nutzen – Form In Fusion
Referenz: Charlotte Perriand, Le Corbusier, Martino Gamper

Der Ulmer Hocker überzeugt zum einen mit seinem schlichten Aufbau, vor allem aber durch seine multifunktionale Verwendbarkeit. Dieses Zusammenspiel von Funktionalität und überzeugender Formensprache sollte in unserem Projekt integriert werden. Mit der Idee, selbst Nutzen und Praktikabilität fusionieren zu lassen, inspirierte Martino Gampers (1971) Projekt 100 Chairs in 100 days and its 100 Ways, 2007. Durch das Verschmelzen und Fusionieren verschiedenster Designklassiker lässt er neue Körper entstehen, welche trotz ihrer Differenz in Form, sowie Funktion eine neue Inszenierung erhalten. Ein Einblick in die Geschichte von wb form und deren einflussreichen Frauen in der Designwelt machte auf die Designerin Charlotte Perriand (1903 – 1999) aufmerksam. Eine weichgeformte Liegeschale, getragen von einer schmalen Holzverstrebung. Sowohl Material als auch das tragende Element ihres Tokyo Chaise Longue aus dem Jahre 1940 rief direkte Wiedererkennung bezüglich des Ulmer Hockers hervor. Die leichte Liege scheint fast schon auf einem umgedrehten Hocker zu liegen, bleibt somit in ihrer Form eigen, verschmilzt zugleich mit den abstrakten Holmen ihres tragenden Elementes. Beinahe identischer Aufbau sowie die Formensprache führte uns zur klassischen Chaise Longue von Perriand und Corbusier (1887 – 1965) aus dem Jahre 1928. Eine Inszenierung zweier Ulmer Hocker als tragende Körper einer imitierten Liegeschale soll eine Hommage an den genannten LC4 Chaise Longue aufweisen, schafft somit eine Fusion zweier Designerklassiker. Durch das Hinzufügen dreier mobilen Sitzelementen wird die Funktionalität der beiden Hocker maximiert. Brett, Kurve und Sitzschale zeigen drei verschiedene Abstraktionsgrade der Liege. Die bewusst gewählte Modelloptik der Sitzelemente unterstützt die Idee eines abstrahierten Möbelstückes. Um einen Einblick in die multifunktionale Nutzung der Elemente zu gewährleisten, wurden Sitzobjekte und Hocker fotografisch inszeniert und visualisiert. Nebst visualisierter Multifunktionalität soll auch die Auseinandersetzung und Interpretation des Rezipienten bezüglich Abstraktion angeregt werden. Denn auch wenn Objekte in Form oder Funktion eigenartig oder gar sinnlos erscheinen – Mensch strebt danach, das ihm Vorgelegte zu interpretieren, hinterfragen, Umstand und Kontext zu kreieren. Eine simple Inszenierung unterschiedliche kombinierter Formen wird somit als funktionales Möbelobjekt verstanden, ermöglicht durch das menschliche Gehirn in der Rolle einer Art Imaginationsmaschinerie.

Shawna Christen & Chiara Vernier

Endlich Hocker
Referenz: Unendlichschleife, Max Bill 1935-1937

Max Bill (22. Dezember 1908 – 9. Dezember 1994 ), war ein Schweizer Architekt und vielseitiger Künstler mit Schwerpunkten in bildender und angewandter Kunst. In meinem Projekt nehme ich Bezug auf die Unendlichschleife, die Max Bill 1935-1937 verwirklichte. Das Werk von Max Bill nimmt in seinem persönlichen Gesamtwerk einen hohen Stellenwert ein, enthält es doch einen Hinweis auf die Kontinuität seiner Arbeiten. Bill hatte sich jahrelang mit Geometrie, Stereometrie, Trigonometrie und mathematischen Gleichungen  beschäftigt und veröffentlichte 1949 die Untersuchung „Über die mathematische Denkweise in der Kunst“. Diese mathematische Denkweise nutze ich ebenfalls in meinem Projekt, indem ich die Masse des Ulmerhocker als Grundlage für meine Skulptur nutzte. Das Modell der Unendlichschleife bestand aus Gips, es war in einem kleineren Massstab hergestellt worden. Die Steinbildhauer mussten die Masse des Gipsmodells mittels eines speziellen Vergrösserungsverfahrens übertragen, das Drei-Zirkelmethode genannt wird. Dabei wurde das Modell vierfach vergrössert auf den Monolithen aus Granit übertragen. Dieses Modell inspirierte mich für meine  Materialwahl, Gips.

Herzog Noé

Problematik des Designs – an einem Beispiel. (Kurzfassung)
Referenz: Möbel (lat. mobilis)

Reichte einst ein Stein braucht es heute mindestens ein Werkzeugkasten. Genügte einst ein warmes Feuer ist es heutzutage eine ganze Küche notwendig. War einmal eine grüne Wiese oder ein Baumstumpf gut genug braucht es heute eine Vielzahl an Sitzmöglichkeiten, wie Sessel, Stühle, Sofas, Lounge Chairs, Schaukelstühle, Bürostühle, Hocker und vieles mehr. All diese Dinge lösen ein bestimmtes Problem oder Bedürfnis. Der Ulmer Hocker von Max Bill versuchte ebenfalls ein Problem zu lösen. Eine Lösung hervorgegangen aus der Problematik der Zeit in der er entstanden ist. Das Problem, das es damals zu lösen galt, war die Notwendigkeit ein Inventar zu schaffen für die neue Ulmer Hochschule für Gestaltung, und unter der herrschenden Ressourcenknappheit nachdem zweiten  Weltkrieg. Der Lösungsansatz beruhte auf Schlichtheit, Funktionalität, Robustheit und auch seine Vielseitigkeit. Einst waren Möbel (lat. mobilis) beweglich und ebenso vielseitig. Auch unsere Zeit kennt ihre Probleme. Uns macht besonders wachsende Ungleichheit und der fortschreitende Klimawandel zu schaffen. Eines der ältesten Möbel ist die Truhe, Aufbewahrungs-, Transport- und Sitzmöglichkeiten in einem. Vielseitig, Flexibilität und Beständigkeit sind eine Antwort auf eine sich stetig wandelnden Gesellschaft, die ich mit meinem Hocker aufzugreifen versucht habe.

Jonas Dannacher

Rhythmus im Raum
Referenz: „Rhythmus im Raum“, Max Bill 1947-48

Bei Max Bill denkt man oft zuerst an Einfachheit und klare Formen; so wie auch der Ulmerhocker gestaltet ist. Die Skulptur „Rhythmus im Raum“ dagegen zeigt mit ihrer komplexen, fliessenden Form eine andere Seite von Max Bill. Besonders spannend finde ich, dass sie aus einem bestimmten Blickwinkel an eine gehende Person erinnert. Diese Ansicht inspirierte mich zu meinem Projekt. Um die Skulptur und den Hocker zusammen zu bringen, habe ich diese gehende Person in eine sitzende umgewandelt und auf den Hocker gesetzt. So bilden sie trotz unterschiedlicher Formensprache eine Einheit und zeigen die Hauptfunktion des Ulmerhockers.

Kurth Tanja

Der Ulmertisch
Referenz: „Die Gute Form“, Max Bill (Buch 1952)

In diesem Projekt geht es um die Verwandlung vom Ulmerhocker in einen Wohnzimmertisch. Dabei ist der Fokus mit Formen und Flächen zu arbeiten, die im Ulmerhocker und in Max Bills Formensprache bereits vorhanden sind. Zudem geht es darum, bewusst mit Material umzugehen und sich an Max Bills Designhaltung zu orientieren. Die reduzierte und funktionale Formensprache von Max Bill sowie seine Ausstellung «Die Gute Form» dienten beim Entwerfen als Inspirationsquelle. Durch simple Veränderungen am Ulmerhocker kann man zu interessanten Entwürfen kommen und dennoch die Formensprache des Hockers beibehalten. Dank des reduzierten Designs des Ulmerhockers eignet er sich gut für Erweiterungen und Verwandlungen. Der Bezug zu Max Bill ist dadurch sichtbar, dass die Formensprache von Max Bill übernommen wurde und der Ulmerhocker im Endprodukt noch zu erkennen ist. Zudem wurde für die Form der Tischplatte die Form vom Dreirundtisch von Max Bill als Vorlage verwendet. Dadurch sind im «Ulmertisch» keine fremden Formen eingeführt. Auch die Multifunktionalität des Ulmerhockers ist zu einem gewissen Grad erhalten, da man den  «Ulmertisch» als Sofa-Beistelltisch benutzen kann, oder auch als kleinen Arbeitsplatz. Um dem Ulmerhocker treu zu bleiben, wurde bei allen angebauten Erweiterungen strikt mit Fichten und Buchenholz gearbeitet. Als «finishing touch» wurde die Tischfläche wie im originalen Dreirundtisch schwarz bestrichen und lackiert.

Tobias Tielsch

Enjoy!
Referenz: Der Ulmer Hocker und die japanische Wohnkultur.

Inspiriert durch die Einladung zum Abendessen bei einer Freundin und die entsprechend nicht vorhandenen Tische und Stühle, beschäftigte mich die Idee des am Bodensitzens stark und führte mich über die orientalische Welt hin zur japanischen Kultur. Meine Recherche führte mich zum traditionellen Teeritual Japans, welches mich wiederum dazu bewegte, den Ulmer Hocker und das Eingehen auf die japanische Teetradition in Verbindung setzen zu wollen. Die gestalterische Umsetzung bezieht sich somit auf eine internationale Kommunikation zwischen Japan und der Schweiz. Dabei steht der Ulmer Hocker von Max Bill mit seinem Buchen – und Fichtenholz aus nationalen Wäldern in diesem Kontext für die Schweiz. Die Verbindung zu Japan entsteht einerseits durch die dunkle Holzlasur, die an die japanischen Teetische erinnert, und andererseits durch die Kombination von Holzplatte und Hocker, die «Eins werden». Bei Letzterem fusionieren die Einzelteile zu einer Gelegenheit in Kommunikation miteinander zu treten, und ein simples und schönes Zusammensein zu ermöglichen. Ein weiterer Aspekt, der in engem Zusammenhang mit der japanischen Kultur steht, ist die Art der Befestigung der Platte an dem Stab und auf dem Hocker: Die erste Bedingung für die Befestigung von Holzplatte, Stab und Hocker ist, es so simpel wie möglich zu halten. Es soll die Funktionalität des Hockers aufgreifen und gleichzeitig – der japanischen Wohnkultur entsprechend – auf und abbaubar beziehungsweise verstaubar sein. Dies resultiert somit in der gesteckten Befestigung von zwei Holzstäben ober und unterhalb der Tischplatte. Abschliessend möchte ich darauf eingehen, in welcher Relation der Titel zu meinem  Projekt steht. Haben Sie sich schon einmal vorgestellt, wie unsere Welt aussähe, wenn jedes Land nur seine eigene Sprache sprechen würde? Gibt man sich diesem Gedankenspiel hin, so bemerkt man schnell, wie bedeutsam die Kommunikation für eine globalisierte Welt ist. In der heutigen Zeit trifft man kaum mehr auf Personen, die sich nicht auch auf englisch artikulieren können. Und somit findet sich ein Konsens, der gewährleistet, dass auch die unterschiedlichsten Nationen noch zusammenkommen und sich verständigen können.

Vanessa Braun

Transcoloration Schachbrett
Referenz: transcoloration zu schwarz oder weiss, 1985 Max Bill, öl/leinwand*

«Konkrete Gestaltung ist jene Gestaltung, welche aus ihren eigenen Mitteln und Gesetzen entsteht, ohne diese aus äusseren Naturerscheinungen ableiten oder entlehnen zu müssen, die optische Gestaltung beruht somit auf Farbe, Form, Raum, Licht, Bewegung. (…) Konkrete Kunst ist in ihrer letzten Konsequenz der reine Ausdruck von harmonischem Mass und Gesetz». Der Künstler und Architekt Max Bill war bekannt für sein geometrisches und mathematisches Denken, sowie auch seine einfachen und multifunktionalen Designs. Der Ulmer Hocker ist das perfekte Beispiel dafür. Durch die Erweiterung des Hockers mit einem Schachbrett und den dazugehörigen Figuren, können diese Denkensweisen auf einer weiteren Ebene aufgenommen werden. Die Schachfiguren bestehen aus simplen geometrischen Formen und haben denselben Durchmesser wie der Querstab des Hockers. Zudem gewinnt der Hocker in Kombination mit dem Schachspiel stark die Funktion der Kommunikation, welche immer auch ein wichtiger Punkt in Bills Handeln und Gestalten war, wie zum Beispiel beim Entwerfen der Ulmer Schule. Auch Bills Kunst ist geprägt durch sein geometrisches Denken. Seine Kunstwerke fallen durch ihre Genauigkeit und den Gebrauch von geometrischen Formen auf. «Transcoloration zu schwarz oder weiss», 1985, ist zum Beispiel ein Ölgemälde von Max Bill, auf welchem sechs Farben zu einem schwarz-weiss karierten Quadrat zusammenführen. Die Farbstränge sind dabei alle gleichmässig und durch genaue Linien voneinander getrennt. Die Handlung des Schachspiels führt schlussendlich die Denkensweisen des Künstlers und Architekten im Spiel weiter.

Annina Steiger
*copyright max, binia + jakob bill stiftung/prolitteris, zürich

Seven Twins
Referenz: seven twins, Max Bill 1977

Meine Idee bestand darin Max Bills «7 twins» auf den Hocker abzubilden. Diese Bilderserie ist mir sehr geblieben, als wir über den Ursprung dessen gelernt haben, und die  Einförmigkeit und Repetition von den Quadraten gefällt mir sehr. Das Konzept für mein Projekt war es, ein Paar des 7 Twins eine dreidimensionalität zu verleihen. Ich habe das Paar gewählt, was am Ehesten einer Matrix ähnelt, da die Dreidimensionalität dann sichtbar wird, und finde, dass dies der Fall ist. Es ist mir gelungen die Farben gut zu imitieren. 7 Twins ist zwar ein Siebdruck, aber ich habe Acrylfarben benutzt, obwohl Max Bill am ehesten mit Öl gearbeitet hat, da diese Farbe schnell trocknet und auf Holz gut übertragbar ist. Er hat eher mit Roller und Abdeckung gearbeitet als mit Pinsel (so sein Sohn), und ich habe deshalb auch meine Flächen so bemalt, denn dies verleiht dem Holz ausserdem ein sehr glattes Aussehen. Weil mein Konzept darin bestand den Hocker umzufärben, anstatt umzuwandeln, bleibt die berühmte Multi Funktionalität des Hockers ungestört. Dies bedeutet, dass obwohl sich der Hocker klar auf dem Thema Max Bill bezieht, kann das, was den Ulmer Hocker so ikonisch macht, immer noch strahlen!

Caspar Henrietta

MAX BILL – VON BEGINN AN ENG VERBUNDEN MIT WOHNBEDARF UND WB FORM

Vom Silberschmied zum Architekten, Maler, Bildhauer, Publizisten, Dozenten, Grafiker und Industriedesigner: Der ehemalige Bauhaus-Schüler und spätere Mitbegründer der Ulmer Hochschule für Gestaltung Max Bill prägte den funktionalistischen Gestaltungsansatz mit seinem Motto „Schönheit aus Funktion und als Funktion“. Während seiner Anfänge als Grafikdesigner gelangte der Schweizer 1931 zu wohnbedarf, wo er von Beginn an als Gestalter von Logo, Broschüren und Plakaten das Erscheinungsbild des Möbelhauses mitprägte. Heute hält wb form, die Schwesterfirma des traditionsreichen Möbelhändlers, die weltweit exklusiven Produktions- und Vertriebsrechte aller Max-Bill-Möbel – verbunden mit der Pflicht und Ehre, alle Möbelentwürfe von Bill herauszugeben.

DER ULMER HOCKER

„Zwei senkrechte Bretter, ein waagerechtes, die drei fest verzahnt, von einem runden Holzstab unten zusammengehalten“, so beschrieb einst der Journalist Bernhard Rübenach das Konstruktionsprinzip des Ulmer Hockers, den Max Bill 1954 zusammen mit Hans Gugelot entwickelte. Das bis heute als absoluter Designklassiker geltende Allround-Möbel dient nicht nur Studierenden, für die es der Dozent Bill ursprünglich entwickelte, gleichermaßen als Sitz mit zwei Höhen, Beistelltisch, Regal und Tragehilfe für die beim Studium benötigten Bücher.