Eine europäische Kunstschule – wäre das heutzutage denkbar? Zu Beginn der 1930er Jahre lag ihre Realisierung in greifbarer Nähe. Inspiriert vom Bauhaus plante der Amsterdamer Publizist und Künstler Hendricus Theodorus Wijdeveld zusammen mit dem Berliner Architekten Erich Mendelsohn in Cavalière an der Côte d’Azur die Académie Européenne «Méditerranée». Das von Vertretern der internationalen Avantgarde entwickelte Curriculum war breit gefächert: Neben Malerei, Skulptur und Architektur standen Innenraumgestaltung, Bühnenkunst, Typografie, Keramik und Musik auf dem Programm, darüber hinaus sollten Kurse in Textilverarbeitung, Tanz, Fotografie und Film eingerichtet werden. Kurz vor seiner Eröffnung scheiterte dieses ambitionierte Projekt 1934 letztlich an den politischen Realitäten. Heute, gute 85 Jahre später, besticht das Unterfangen noch immer durch seine prophetische Qualität.

Ausgehend von zahlreichen Primärquellen arbeitet Ita Heinze-Greenberg das zukunftsweisende Vorhaben anschaulich auf und verortet es im kulturellen wie politischen Kontext seiner Zeit. Das Buch ist mehr als eine historische Dokumentation der Mittelmeerakademie, es ist ein engagiertes Gesellschaftsportrait der europäischen Moderne.